Neuer Haltepunkt an der Schwarzwaldbahn seit Schuljahresbeginn am 10.09.2001 in Betrieb
 

Offenburg Kreisschulzentrum


Gewitterstimmung über dem HP Kreisschulzentrum OG
Gewitterstimmung im Kinzigtal: Das Foto entstand am 16.07.2001 aus einem Fenster des RE18757 (Offenburg-Konstanz). Die Bahnsteigkante an Gleis 1 ist vorhanden, die Unterführung seit einigen Tagen durchgepresst und das neue Signal, im Hintergrund sichtbar, seit 18 Stunden in Funktion.

Fünf Monate nach Baubeginn am 2. April 2001 ist es (endlich) soweit:

Inbetriebnahme der neuen Bahnsteige am 10.09.2001

In den vergangenen Wochen herrschte eher Gewitterstimmung über der Baustelle des Haltepunkts Kreisschulzentrum in Offenburg. Nach der ursprünglich vorgesehenen Einweihung am 6. November 2000 (Montag nach Fahrplanwechsel) sahen die Verantwortlichen den inzwischen vorgesehenen Termin, den 1. Schultag nach den Sommerferien 2001, mit unguten Gefühlen näher rücken. Das wechselhafte Wetter im Frühsommer und der Baugrund sorgten für Verdruss.
Die Fertigstellung verzögerte sich um etwa zwei Monate. Durch eine gewaltige Kraftanstrengung konnte zum 10.09. ein "benutzbarer" Zustand hergestellt werden.


In einer "Studie über den Nahverkehr im Ortenaukreis" der Deutschen Bahn AG in Zusammenarbeit mit der RVS GmbH / Südwestbus aus dem Jahr 1995 war der Bau einiger neuer Haltepunkte im Stadtgebiet von Offenburg vorgeschlagen worden. Zwei große berufliche Schulen und weitere schulische Einrichtungen in südlicher Stadtrandlage wurden bisher über Busse, die auf dem Weg zum Bahnhof die Innenstadt durchqueren mussten, angebunden. Die unmittelbar an der Rückseite der Schulen vorbei führende Schwarzwaldbahn (KBS 720 Offenburg - Konstanz) bot sich durch das geringere Verkehrsaufkommen im Vergleich zur unweit verlaufenden Rheintalbahn für den Bau der neuen Bahnsteige an.

Baubeginn April 2001: HP Kreisschulzentrum OG
Baubeginn an km 2,2 der Schwarzwaldbahn im April 2001

Die Fragen der Finanzierung, aber auch die Entscheidung über die Priorisierung der drei im Stadtgebiet vorgesehenen neuen Haltepunkte, verzögerten den Baubeginn immer wieder. Die Endabrechnung offenbart eine Überschreitung der vorgesehen Baukosten von etwa 2,4 Mio Euro um etwa 250 TEuro. Kostenträger sind die Deutsche Bahn AG, die Stadt Offenburg, der Ortenaukreis und das Land Baden-Württemberg (GVFG).

Die Abfahrtstafel Offenburg Kreisschulzentrum weist 34 Züge auf, die überwiegend an Werktagen den Haltepunkt bedienen. Das Angebot ist sehr deutlich auf den Schülerverkehr ausgelegt. Direktverbindungen gibt es nach Offenburg - Kehl, Offenburg - Bad Griesbach, nach Hausach und sogar nach Konstanz. Die Züge aus Richtung Hausach legen dabei lediglich einen zusätzlichen Halt vor Offenburg ein, der bereits seit dem Fahrplanwechsel am 10. Juni 2001 in die Fahrzeiten eingerechnet wurde. Die Züge der Ortenau-S-Bahn (OSB) aus Bad Griesbach (Renchtal) und aus Kehl werden über den Bahnhof Offenburg hinaus verlängert (2,1 km).


F¨f Tage vor der Inbetriebnahme: HP Kreisschulzentrum OG
Stand der Arbeiten 5 Tage vor der Inbetriebnahme!
Der Tübinger 627 auf dem Foto wird auch in Zukunft nicht halten, er fährt
lediglich zum Tanken von Hausach nach Offenburg und zurück

Der außenstehende Betrachter konnte sich am Mittwoch, 05.09.2001, kaum vorstellen, dass fünf Tage später anstelle der Bauarbeiter und Maschinen hunderte von Schülern und anderen Fahrgästen aus den Frühzügen steigen werden. Während der Bahnsteig 1 (West) bereits vollständig mit Betonplatten belegt und ein Geländer weitgehend vorhanden war, hatte Bahnsteig 2 zu diesem Zeitpunkt weder die erforderliche Länge von 120 m, noch einen Treppenaufgang. Auch die Schutzgeländer fehlten noch, wurden aber bereits am folgenden Tag montiert.

Bei der Planung des neuen Haltepunkts war der signaltechnische Aufwand, der zur Wendung der Züge am neuen Haltepunkt erforderlich wird, offensichtlich unterschätzt worden. Die Bahnsteige liegen im Einschaltabschnitt des mit Halbschranken gesicherten Bahnübergangs am nördlichen Ortsrand von Ortenberg. Ein zusätzliches Signal in Fahrtrichtung Gengenbach musste nun vor dem Bahnübergang installiert werden. Dieses wiederum zog erhebliche (Programm-)Änderungen im elektronischen Stellwerk in Offenburg nach sich. Der Mehraufwand wird mit weit über einer Million DM beziffert. Eine ähnliche Situation liegt übrigens beim zweiten neu zu bauenden Haltepunkt an der KBS 720 beim Freilichtmuseum Vogtsbauernhöfe in Gutach vor.

Ein wesentlicher Schritt zur Inbetriebnahme des neuen Haltepunktes "Offenburg-Kreisschulzentrum" wurde bei einer nächtlichen Probefahrt am 15. Juli getan. Die neuen Signale, die eine Wendung der Triebwagen der Ortenau-S-Bahn aus Kehl und dem Renchtal ab Schulbeginn am 10. September ermöglichen, sind seither in Betrieb.

10.10.2001: Schüler nach Schulschluss am HP Kreisschulzentrum OG Der 10.10.2001 ist ein sommerlicher Herbsttag. Die Schüler stehen nach Unterrichtsende im Schatten der Straßenbrücke und warten auf die OSB aus Richtung Offenburg. Am folgenden Tag wird das letzte Stück des Bahnsteigs 1 fertig. Nur im Mittelteil fehlen noch ein paar Meter Geländer (siehe Bauzaun).

Gleich in den ersten Tagen wurde das neue Angebot seitens der Schüler gut angenommen. Für September waren, trotz aller Widrigkeiten (wie schlecht befestigte Zugangswege), etwa 600 Ein- und Ausstiege an Schultagen zu verzeichnen. Die Ortenau-S-Bahn fährt mit bis zu 5-teiligen Zügen (RegioShuttle RS1) an den Bahnsteig. Bei den Zubringern am Morgen gab es bereits derart überfüllte Züge, dass Schüler auf dem Bahnsteig zurückbleiben mussten. Der DB-Regionalexpress aus Singen (RE 18742) konnte erst 14 Tage nach der Inbetriebnahme von vier auf fünf Silberlinge verstärkt werden, da die Bahnsteiglänge bis zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichte.

Vandalismus am HP Kreisschulzentrum OG Kaum aufgehängt sind sie bereits wieder zerstört: Ohne Ausnahme waren die Beleuchtungen der Bahnsteigzugänge schon nach vierwöchiger Betriebszeit zerstört. Offensichtlich ist der neue Haltepunkt sehr schnell zum attraktiven nächtlichen Treffpunkt zwielichtiger Personen mit krimineller Energie geworden.
Am 11.10.2001 wurden die beleuchteten Bahnhofsuhren "enthüllt" - hoffentlich bleiben sie verschont!
Auch in den folgenden Monaten bleibt der neue Haltepunkt nicht verschont. Graffiti verschandelten das Glas des Wartehäuschens bereits wenige Tage nach dessen Montage. In der Nacht zum 28. Januar 2002 wurde ein Schachtdeckel abgehoben und im nahen Bach versenkt. Der offene Schacht mit etwa fünf Meter Tiefe hätte leicht zur tödlichen Falle werden können, wenn morgens, in winterlicher Dunkelheit, dichte Pulks von Schülern auf den schmalen Wegen dem nahen Schulzentrum zustreben.

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