Nur für Kenner?
Baden-Württemberger
Verbund-Patchwork
Die Verbundlandkarte Baden-Württembergs hat keine weißen Flecken mehr, aber viele kleine Farbtupfer.
Häufig werden die Nachteile eines kleinkarierten Denkens der Kreisfürsten mit der wenig kundenfreundlichen Folge einer klein karierten Verbundlandschaft bemängelt.
Und tatsächlich ist es für den ÖPNV-Benutzer nicht immer leicht sich in der "Ferne", jenseits der Grenzen "seines" Tarifverbunds, mit anderen Tarifangeboten, Beförderungsbedingungen usw. beschäftigen zu müssen. Das Baden-Württem- berg-Ticket macht es ja vor, wie einfach es sein könnte - zumindest im eigenen Ländle.
Foto oben: "Grenzüberschreitungen" leicht gemacht: Die TGO / DB Nahverkehrsautomaten im Ortenaukreis machen es Zeitkarteninhabern leicht, wenn diese mal ein wenig über den Kreishorizont hinaus fahren möchten. Taste "Weiterfahrt" drücken, die Richtung auswählen (Ringsheim, Achern, Hornberg, Halbmeil) und die Ziffer des Zielbahnhofs eingeben.
Abgebildet ist die Zielauswahl für die Weiterfahrt über Ringsheim hinaus.
Bei Fahrten hin und zurück zu Zielen weiter als Denzlingen sollte der Reisende aber besser gleich das neue Angebot der fünf Südwestverbünde - "badisch24" - wählen.
Klein - aber oho!
Damit Herr Landrat nicht beleidigt ist: Klein ist der Ortenaukreis natürlich nicht! Wer aber aus Bundesländern mit großflächigen Tarifräumen kommt, z. B. NRW, wird sich schon darüber wundern, dass die Fahrt von Hausach nach Freudenstadt in drei Verbünden stattfindet.
Die komplexe Tarifsituation, mit teilweise überraschend einfachen Lösungen, kann hier aber nicht dargestellt werden.
Vielmehr soll einmal beleuchtet werden, dass kleine Verbünde durchaus auch große Vorteile für die Kunden haben können.
Zunächst darf nicht übersehen werden, dass sich eine Tarifstruktur kleiner Verbünde an die landschaftlichen Besonderheiten und die daraus resultierende Siedlungsstruktur viel besser anpassen kann, als dies bei einem landeseinheitlichen System möglich wäre.
Es kann einfach nicht passen, wenn man auf die Ortenau die Tarifsystematik eines Ballungsraums wie Stuttgart übertragen würde.
Auf gute Nachbarschaft: zehn Jahre EUROPASS
Nachdem Ministerpräsident Günther Oettinger am 21.07.2007 Budapest, Wien und Paris zu Vorstädten Stuttgarts degradiert hat (Anzeigen in der Tagespresse, siehe auch http://s21.schiene-regional.de)
zeigt sich deutlich, dass man sich in der Landeshauptstadt bestimmt nicht um tariflichen Kleinkram in der Provinz kümmern kann. Die neue Stuttgarter Vorortbahn TGV hält ja auch gar nicht im Ortenaukreis.
Einen TGO/CUS-EUROPASS als gemeinsame Nahverkehrsfahrkarte des Ortenaukreises und der französischen Nachbarn in Strasbourg und Umgebung gäbe es in hundert Jahren noch nicht, wenn die Kontakte den Umweg über Stuttgart und Paris genommen hätten.
Stattdessen wurden sie einfach und ohne Umweg über den Rhein hinweg geknüpft.
Und so haben wir die geniale deutsch-französische Fahrkarte bereits seit zehn Jahren - Dank des "Kleinverbunds" im Ortenaukreis.
EUROPASS 24h
Am 24. November 1997 erfolgte in Kehl die Unterzeichnung mehrerer Verträge: Ein Kooperationsabkommen zwischen der Région Alsace und der Communauté Urbaine de Strasbourg auf französischer
Seite, sowie dem Land Baden-Württemberg und dem Ortenaukreis bildet die Grundlage für eine gemeinsame Verkehrs- und Tarifplanung im Grenzraum Strasbourg / Ortenau.
Und dieses lag, nach langen Verhandlungen zwischen SNCF (frz. Staatsbahn), CTS (Regionalverkehrsgesellschaft Strasbourg) und dem TGO (Tarifverbund Ortenaukreis), bereits auf dem Tisch und konnte unmittelbar anschließend, als Vertrag über die Einführung des öffentlichen Verkehrsverbunds Strasbourg-Ortenau, unterzeichnet werden.
Der EUROPASS 24h konnte bereits ab 29. November als Tageskarte, genauer bezeichnet als 24-Stunden-Karte, gekauft werden.
Der Fahrplan hinkt dem Tarif hinterher
Auf der Schiene verkehrte allerdings, trotz des gut angenommenen neuen Tarifangebots, noch für einige Jahre der schwerfällige, lokbespannte Métro Rhin zwischen Offenburg und Strasbourg (SNCF-Wagen und DB-Zwei- systemlok 181). Erst am 15.06.2003 beginnt eine neue Ära mit dem Pendelverkehr der Regio-Shuttle der Ortenau- S-Bahn und dem kombinierten SNCF/DB-Angebot zwischen Offenburg und Saarbrücken über Strasbourg, gefahren mit Alstom X73900 ("Blauwal", um nur einen der Spitznamen zu nennen).
EUROPASS 24h, EUROPASS 24h family, EUROPASS Monatskarte ...
Das Angebot EUROPASS wuchs in den letzten Jahren zu einem Angebotsbündel heran. Mit EUROPASS-Family 24h können Familien besonders preisgünstig Tages- ausflüge unternehmen.
Von der EUROPASS-Monatskarte und der später eingeführ- ten Erweiterungskarte dazu profitieren dagegen überwiegend grenzüberschreitende Pendler.
Auch für das eingangs angesprochene Problem, die Fahrt durch drei Verbünde nach Freudenstadt, hält der EUROPASS 24h eine Lösung, zumindest auf der Schiene, bereit: EUROPASS 24h + FDS. - Alles zum EUROPASS 24h unter Die Ortenaulinie (TGO).
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