Ergänzende Anmerkungen und Erläuterungen

   

Preisstufen-Reform zum 1. August 2017
- Reduzierung auf drei Preisstufen im TGO-Tarif

Die nicht mehr ganz so jungen Mitbürger zucken beim Wort „Zone“ – da hat man früher Päckchen hingeschickt, die manchmal sogar unversehrt ankamen. Heute verzweifelt dieselbe Klientel oft an den Automaten der Verkehrsverbünde wegen des überall anderen Wirrwarrs der Tarifzonen. Vereinfachen lässt sich das Angebot an Fahrscheinen durch wenige, dafür aber großflächige Tarifzonen. Diese scheinbare Lösung verärgert aber besonders die Nutzer des ÖPNV nahe der „Zonengrenzen“. Sie  müssen oft für die drei-Minuten-Fahrt über die Grenze doppelt so viel bezahlen, wie andere Kunden für eine weite Fahrt innerhalb einer großen Zone. Dafür werden dann, besonders in Großstädten, Kurzstreckenfahrscheine als Trostpflaster angeboten.

Verbünde mit kleinräumigen Tarifstrukturen kennen diese Ungerechtigkeiten großflächiger Strukturen nicht. Die Tarifgemeinschaft Ortenau hatte bereits in ihren Anfangsjahren eine einfache und gerechte Grundidee verwirklicht: Neun Zonen mit acht Tarifstufen reichten von jedem noch so entlegenen Einstiegsort in einem der vielen Seitentälern, um ins Mittelzentrum Offenburg zu gelangen. Mit einer weiteren Tarifstufe konnte der gesamte Landkreis (und damit Geltungsbereich des Ortenau-Tarifs) durchfahren werden. Die Tarifstufe neun wurde später fallen gelassen und acht zur Ortenaukarte.

Das Tarifangebot wurde in den folgenden Jahren ausgebaut und die jährlich neu veröffentlichten Tariftabelle immer umfangreicher. Ein gewaltiger Schritt zur Tarifvereinfachung erfolgte im November 1997. Um die grenzüberschreitenden Fahrgäste nicht an der Staatsgrenze scheitern zu lassen preschte der Ortenaukreis mit seinem Tarifverbund TGO durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der CUS in Strasbourg und Umgebung weit voraus: Der EUROPASS 24h wurde eingeführt und in den folgenden Jahren angebotsmäßig erweitert.

Neue TGO-Preisstufen ab 08/2017

TGO 2017 - eine Tariftabelle wurde übersichtlich!

Die Kritik an der angeblich unübersichtlich großen Anzahl kleiner Tarifzonen hielt aber weiterhin an. Die besonders für neue Nutzer des ÖPNV im Ortenaukreis kaum auf einen Blick überschau-baren Tariftabellen sollten, auch auf Druck von Landrat Frank Scherer hin, radikal vereinfacht werden. Was TGO-Geschäftsführer Stefan Preuss anlässlich einer Pressekonferenz am 20. Juni 2017 als Preisstrukturreform verkünden konnte, stellt tatsächlich eine erhebliche Vereinfachung dar.

"Der Tarifverbund Ortenau (TGO) führt zum 1. August 2017 eine Preisstufenreform für die Nutzung der Bus- und Bahnangebote im Ortenaukreis durch: Die bisherigen sieben Preisstufen bei Einzel-, Punkte-, Wochen-, Monats- und Jahreskarten werden auf drei reduziert. Zukünftig gilt:

Tarifzonenplan RVF (Freiburg) und RVL (Lörrach)

- Preisstufe 1 (Kurzstrecken) für die Fahrt in 1 bis 3 Tarifzonen,
- Preisstufe 2 (Mittelstrecken) für die Fahrt in 4 bis 5 Zonen und
- Preisstufe 3 (Langstrecken = Netzkarte) ab 6 Zonen"

Im direkten Vergleich mit anderen Verbünden handelt es sich allerdings nicht um eine Reform, sondern um eine Preisstufen-Revolution. Im Ortenaukreis werden keine großflächigen Tarifgrenzen neu definiert, die kleinflächige Zonenaufteilung bleibt vielmehr (fast unsichtbar) erhalten. Nur die Tariftabelle wird auf drei Preiszonen reduziert. Vergleiche mit den Nachbarverbünden verdeutlichen die Vorteile.

Der Zonenplan des Freiburger RVF zeigt die klassische Zwiebelstruktur mit drei Schichten. Die Verkehrsbeziehungen verlaufen überwiegend radial, die dritte Preisstufe wird schnell erreicht.

Wegen der Grenzlage des "Zentrums" ist beim RVL nur ein Viertel der „Zwiebel“ zu erkennen. Deren Struktur ist aber erkennbar. Von Neuenweg am Belchen kann innerhalb einer Zone 30 km bis Wehr am Hotzenwald gefahren werden, während von Hausen i.W. nach Zell i.W. aber für drei km die Preisstufe zwei benötigt wird.

Tarifzonenplan TGO 2017

 
Eine derartig ungleiche Behandlung der tariflichen Einstufung von Fahrten in Verbünden mit großflächigen Zonen werden von den potenziellen Fahrgästen nicht akzeptiert. Im RVL ist die Tarifsprung für Einzelfahrscheine zwischen einer Zone (2,40 EUR) und zwei Zonen (3,25 EUR) eher gering, bei Zeitkarten gibt es sogar nur die beiden Preisstufen 2 und Netz.

Die Aufteilung große Fläche des Ortenaukreises in wenige Zonen wurde zum Glück vermieden. Trotzdem ist mit der Preisstufenreform ein großer Schritt zur Vereinfachung des Tarifsystematik gelungen. Ein genauer Blick auf die beiden Tariftabellen vom 01.08.2016 und 01.08.2017 bestätigt die Aussagen der TGO Presseerklärung vom 20.06.2017. Ja, die Preise der Fahrscheine werden ab dem 1. August moderat erhöht sein. Aber nur in der Einganggsstufe der neuen Preisgruppen. Die Fahrscheine für 1-2, 4 und 6 Zonen werden etwas teuerer, für 3, 5, 7 und 8 (Netz) dafür aber teilweise erheblich günstiger.

Eine quantitative Auswertung der neuen Preistafel mit drei Stufen im Vergleich zur bisherigen Tafel mit sieben Preisstufen finden Sie unter TGO-Tariftabelle ab 01.08.2017.

 
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