Der andere Weg: Die Brennstoffzelle
SWEG-Aufsichtsrat auf Probefahrt
Nach der Ausschreibung von Netz 8 "Ortenau-S-Bahn" 2013 und der Vergabe am 14.12.2014 für weiter sieben Jahre an die SWEG erfolgten mehrere Erklärungen aus dem Baden-Württembergischen Verkehrsministerium. Im Bereich des Netzes 8, in dem bisher mit Dieselmotoren auf nicht elektrifizierten Strecken, aber im Bereich der Rheintal- und der Schwarzwaldbahn auch unter Fahrleitung gefahren wird, sollen Innovationen im Antriebsbereich im Betrieb eingeführt und erprobt werden.
Welche innovativen Schienenfahrzeuge gibt es derzeit auf dem Markt?
Prof. Dr. Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, ist Vorsitzender im Aufsichtsrats der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) mit Sitz in Lahr (Schwarzwald). Gemeinsam mit SWEG-Aufsichtsräten und SWEG-Vorstand Johannes Müller unternahm er am 26. Oktober 2018 eine Erkundungsreise nach Bremervörde (Niedersachsen).
Dort setzen die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser Gmbh (evb) seit Mitte September 2018 den ersten Brennstoffzellenzug der Welt im Fahrgastbetrieb ein.
Fahrt im ersten Brennstoffzellenzug der Welt
Das Fahrzeug, der von der Firma Alstom gebaute Coradia iLint, ermöglicht emissionsfreie Mobilität, denn es stößt nur Wasserdampf aus. Es verfügt neben zwei Brennstoffzellen, die Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umwandeln, über zwei große Akkumulatoren, die zusätzlich auch die beim elektrischen Bremsen (Motor im Generatorbetrieb) entstehende Energie speichern.
Die Akkumulatoren versorgen den Zug beim Beschleunigen mit elektrischer Energie, zusätzlich zur Brennstoffzelle.
Die Pressemeldung der SWEG berichtet: Die evb setzt das Fahrzeug im Weser-Elbe-Netz ein - die SWEG-Delegation fuhr auf der Strecke von Bremervörde nach Zeven mit. "Der iLint fährt sehr ruhig, sodass unsere Fahrt reibungslos und sehr angenehm verlief," resümiert Uwe Lahl. Das Fahrzeug sehe von außen wie ein Standardtriebwagen aus; die Akzeptanz bei Fahrpersonal und Fahrgästen sei hoch.
Testeinsatz im Schwarzwald geplant
Aufgrund der positiven Erfahrungen vor Ort mit dem Coradia iLint hat der Vorstand der SWEG beschlossen, das Brennstoffzellen-Fahrzeug in der Ortenau zu testen.
"Der Test ist wichtig, weil im Schwarzwald andere Höhenunterschiede zu bewältigen sind, als im norddeutschen Flachland," sagt der SWEG-Vorstandsvorsitzende Johannes Müller.
Der Hintergrund:
Das Land Baden-W. plant, voraussichtlich ab Juni 2023, Triebzüge mit alternativer Antriebs-technologie auf Netz 8 BW (Ortenau-S-Bahn) einzusetzen.
Im Netz 8 sind die Teil- strecken von Appenweier nach Bad Griesbach/Rencht., die Strecke Hausach - Schiltach - Freudenstadt (oberes Kinzigtal),
die SWEG-Strecken Achern - Ottenhöfen, Biberach - Oberharmersbach-Riersbach ohne elektr. Fahrleitung.
Die Fahrleistungen mit den durch Ausschrei- bung zu ermittelnden neuen Fahrzeugen soll die TRAPICO Schieneninnovations GmbH übernehmen,
ein Unternehmen unter dem Dach des Südwestdeutschen-Landesverkehrs AG (SWEG).
Quellen: Pressemeldung SWEG vom 31.10.2018; Informationen aus dem Ministerium für Verkehr
Baden-Württemberg vom 30.10.2018.
nach oben
30.01.2019:
Brennstoffzellenzug - Testfahrt im Schwarzwald
Bericht: Frank-D. Paßlick
Für die Testfahrt wurde die "Schnellstrecke" von Offenburg bis Hausach (bis 140 km/h) ausgesucht, im Anschluss daran aber auch die anspruchsvolle Bergetappe von Hausach bis Freudenstadt.
In diesem Teilstück sind 423 der 505 Höhenmeter zwischen Offenburg im Rheintal und Loßburg-Roth (66 Streckenkilometer) nahe Freudenstadt zu erklimmen.
Und davon wiederum 339 m auf 19 km zwischen Schiltach und Loßburg-Roth. Im Archiv Streckenmeldungen 2003 finden Sie einen Kurzbericht zu diesem Abschnitt:
(05.06.2003) Streckenmeldung 741 im Telegrammstil: Mäßige Sommerhitze, Neigungs- profil, Untermotorisierung. Das Pärchen VT628 + VS928 nimmt sich zwischen Hausach (241 müNN) und Loßburg (664 müNN) eine Abkühlungspause kurz vor dem Loßburger Tunnel.
Hinter Alpirsbach kommt die Tachonadel kaum noch über 30, nach einigen weiteren Kilometern auf der landschaftlich sehr reizvollen Strecke ist Schluss. Die Uhr zeigte 8:10, der Tacho 0, der nächste Kilometerstein 37,7.
Mit 17 Minuten Verspätung wird Freudenstadt Hbf erreicht. Ein besonderes Erlebnis, jedoch kein Sonderfall.
628 332-6 ist offensichtlich der Spitzenreiter in puncto Betriebstemperatur. Aber warum fahren diese streckenuntauglichen Gefährte weiterhin diese Dienste?
Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl (MVI BW), Vorsitzender des Aufsichtsrats der Südwest- deutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) mit Sitz in Lahr (Schwarzwald),
deren Vorstände Johannes Müller und Tobias Harms, sowie eine hochrangige Besetzung von Alstom Deutschland mit deren Geschäftsführer Dr. Jörg Nikutta und Projektmanager Stefan Schrank stehen in Offenburg auf dem Bahnsteig an Gleis 4.
Dem blaue Triebzug, der soeben an den Bahnsteig rollt, sieht man nicht auf den ersten Blick an, dass er ein besonderes Fahrzeug aus der großen Lint-Serie von Alstom ist.
Die Mäntel der Wartenden sind fest verschlossen und manch ein Kragen ist hochgestellt. Mit anderen Worten:
Das Wetter ist ideal für eine Testfahrt entgegen dem Wasserlauf der Kinzig:
Im unteren Kinzigtal regnet es bei annähernd stürmischem Wind, im oberen Kinzigtal erwartet den Triebfahrzeugführer des Testzugs viel Neuschnee auf verharschtem Altschnee.
Bei Testfahrten unter schwierigen Bedingungen, hier hauptsächlich die lange Steigungs- strecke im oberen Kinzigtal, werden Ballast-Sandsäcke als Ersatz für Fahrgäste verwendet.
Die Verladung der Sandsäcke ist eine Knochenarbeit. Bei dieser Testfahrt kam selbst- verladender Ballast in Form von Ehrengästen und Journalisten zum Einsatz. Eine mutige und gute Entscheidung!
Es geht los...
Bf Offenburg um 11:21 Uhr - das Testobjekt Coradia iLint beginnt seine Fahrt ins Ungewisse beinahe lautlos.
Eine gewisse Anspannung ist bei Projektmanager Stefan Schrank und dem Tf bis kurz vor Fahrtbeginn zu erahnen.
Im Verlauf der ersten 33 km im unteren Kinzigtal wird die Fahrt allerdings nur durch die, schon seit Monaten bestehenden, Gleislageprobleme ausgebremst: Langsamfahrstelle 60 km/h, wo 140 "Sachen" möglich wären - und auch vom Testfahrzeug gefahren werden könnten.
Allerdings merkt der Chronist, der bewusst über einem Laufdrehgestell Platz genommen hat, die konstruktiven Unterschiede des Coradia gegenüber den vielfach auf der selben Strecke benutzten RS1 der SWEG und den Bombardier-Dostos von DB Schwarzwaldbahn:
Das Testfahrzeug verweist auf seinen französischen Charakter, indem es die Störstellen im Gleisoberbau sehr viel gründlicher vertikal und transversal ausschwingt - und den Chronisten damit an die Fahrten vor über 40 Jahren mit dem berühmten 2 CV über holprige Waldwege erinnert.
- Oder salopp gesagt: Die freundlichen Verteiler von Getränken und hervorragenden Häppchen waren mit Ihren Tabletts in den Händen heftigem "Wellengang" ausgesetzt.
Ausschreibung mit Verfügbarkeitsgarantie für 25 Jahre
Unterdessen erläuterte MinDir Uwe Lahl vom MVI BW über die Innenlautsprecher die Intensionen des Landes: Der Einstieg in alternative Traktionsarten soll zeitnah umgesetzt werden.
Das Netz BW8 (siehe oben) eignet sich für eine Ausschreibung, die unterschiedliche Fahrzeuge mit innovativer Antriebstechnik in den Angeboten zulässt, besonders gut, da es von Flachlandstrecken bis zu anspruchsvollen Bergstrecken mit engen Bogenhalbmessern, sowie Teilstrecken mit und ohne Fahrleitung enthält.
Außerdem steht im Netz 8 der Austausch vieler Fahrzeuge (Regio Shuttle RS1) ohnehin an. Eine Festlegung auf eine bestimmte Antriebsart wird es nicht geben, wohl aber die Verwaltung und den Einsatz der Neufahrzeuge durch die TRAPICO Schieneninnovations GmbH (im Hause der SWEG, siehe oben).
Neu ist auch die vertragliche Vereinbarung einer Verfügbarkeitsgarantie von 25 Jahren für die zu liefernden (mindestens) 17 Triebzüge.
Uwe Lahl deutete auch an, dass von mindestens einem Mitbewerber auszugehen ist, der sein Fahrzeug noch im Februar 2019 vorstellen wird.
Die Angebotsabgabe ist für Ende März festgelegt, die Entscheidung soll im Laufe des Aprils 2019 gefällt werden.
Ausfahrt aus dem Loßburger Tunnel in Richtung Freudenstadt - kurz vor dem Scheitelpunkt
Der weitere Fahrtverlauf
Zweifel waren durchaus berechtigt. Wird der Wasserstoff-Zug an der Steigungsstrecke scheitern? Die Leistungsbilanz der beiden Brennstoffzellen, gespeist aus den Wasserstoffdrucktanks (350 bar!), die sich ebenfalls auf dem Dach der beiden Fahrzeugteile befinden, ist mit 2 x 200 kW flachlandtauglich - das habe sie ja schon bewiesen.
Zum Vergleich: Jeder Regioshuttle der OSB hat für die Traktionsleistung zwei Verbrennungsmaschinen mit jeweil 257 kW unter dem Fahrzeugboden. Wegen seiner hohen Beschleunigungsleistung und den vielen Haltestellen im Nahverkehr hat er sich ja such so gut verkauft.
Aber das Antriebskonzept des Coradia iLint hat ja noch zwei Joker auf der Hand: Während der Triebzug nach der Beschleunigungsphase so vor sich hin dieselt - Entschuldigung: wasserstofft, können die beiden Brennstoffzellen die beiden Akkus nachladen.
Die flüssigkeitsgekühlten 800 V-Akkus unter dem Fahrzeugboden, jewiels mit 111 kWh Speicherkapazität, können einerseits über die Brennstoffzellen, aber insbesondere auch durch die in Rekuperation arbeitenden Fahrmotoren elektrische Bremsleistung bereitstellen und Energie zurückspeisen in die Akkus.
Die Dauer-Leistungsabgabe liegt bei maximal 221 kW, eine 40-Sekundenleistung von bis zu 450 kW ist möglich. Es können damit rein rechnerisch bis zu 1300 kW während der Beschleunigungsphasen bereitgestellt werden.
Nach der Ankunft in Freudenstadt Hbf äußerte sich Projektmanager Stefan Schrank zu diesem Thema:
"Die Techniker und der Triebfahrzeugführer auf dieser Fahrt neue Erfahrungen sammeln konnten, was den Leistungsmix zwischen den Energien der Brennstoffzellen und der Pufferbatterien betrifft."
Das ist auch erforderlich, wenn die Fahrzeiten betrachtet werden.
Gut in Freudenstadt Hbf auf 664 m üNN angekommen (v.l.): Jörg Nikutta, Geschäftsführer Alstom Deutschland, die SWEG-Vorstände Tobias Harms und Johannes Müller vor Coradia iLint Brennstoffzellenzug / Foto: f-dpa
Fahrzeitenvergleich
Um es vorauszuschicken: Es waren zwar viele Bedingungen erfüllt, die einen Vergleich mit dem derzeitigen Regelverkehr möglich machen, andere aber nicht.
Der Zug hatte Fahrgastauslastung von (geschätzt) 75%. Verglichen wurden nur die Fahrzeiten auf der (oberen) Kinzigtalbahn,
denn zwischen Offenburg und Hausach bestand ja die La, außerdem entfielen die Halte in Gengenbach, Biberach, Steinach und Haslach.
Auf der KBS 721 ab Hausach wurde in Wolfach und Halbmeil nicht gehalten, dafür war aber die Haltezeit in Schiltach, wegen Kreuzung mit dem Regelzug, deutlich verlängert.
In Schiltach Mitte und Schenkenzell wurde ebenfalls ohne Halt durchgefahren, die Fahrzeit war allerdings auch nahezu drei Minuten kürzer, als die der Regelzüge.
Bis Alpirsbach gab es rechnerisch nur eine kleine Fahrzeitabweichung von +1 min gegenüber dem Regelzug..
Untypisch für eine direkte Vergleichsmöglichkeit war die betrieblich bedingte, sehr lange Haltezeitüberschreitung in Alpirsbach.
Dadurch war natürlich eine Abkühlpause gegeben, die es im Regelbetrieb, trotz der planmäßigen Kreuzung mit dem Gegenzug, nicht gibt.
Die Rampe ab Alpirsbach, mit durchschnittlich 23 ‰ Längsneigung, wurde bereits bei stärkerem Schneefall passiert. In Loßburg-Roth wurde durchgefahren und nach 18 Minuten Freudenstadt Hbf erreicht.
Der Fahrplan weist hierfür nur 16 Minuten bei einem Zwischenhalt aus. Im Projektfahrplan Deutschlandtakt sind sogar nur 14 Minuten Fahrzeit bei einem Zwischenhalt ausgewiesen, allerdings bei Übergangszeiten Richtung Hochdorf (6 min) und Freudenstadt Stadtbahnhof / Murgtal (8 min), welche die derzeitigen Übergangszeiten von zwei Minuten deutlich übertreffen.
Für Personal und Material war das die erste Vergleichsmessfahrt im Mittelgebirge. Die Aussage von Stefan Frank (siehe oben; "...noch Erfahrungen sammeln") bedeutet ja, dass die Fähigkeiten des Fahrzeugs noch nicht ausgereizt waren.
Eine abschließende Beurteilung wäre daher eine reine Spekulation. Auch das mehrfach bereits gescholtene Lüftergeräusch, das bei großer Beanspruchung der Brennstoffzelle aufgetreten ist, blieb auf der Testfahrt in tolerierbaren Grenzen.
Nach dem Halt des Sonderzugs am Bahnsteig in Freudenstadt Hbf klatschten die geladenen Fahrgäste Beifall. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass einige recht gut informierte Mitfahrer nicht mit einem erfolgreich verlaufenden Test bis zum Ziel gerechnet hatten.
Bei den ersten Test- und Einweisungsfahrten der RegioShuttle der Ortenau-S-Bahn, am 24.11.2004 erstmals nach Freudenstadt, wurde auch viel gemunkelt. Es stellte sich rasch heraus, dass sich Personal und Fahrzeuge bestens bewährt haben - inzwischen über vierzehn Jahre lang.
Alstom Geschäftsführer (Deutschland und Östereich) Dr. Jörg Nikutta hat im Scheinwerferlicht der Kameras Grund zu lächeln. Im verschneiten Freudenstadt angekommen kann er (vielleicht auch erleichtert) der Presse und den drei Fernsehteams - möglichst vor der Frontseite seines Innovationszugs - Rede und Antwort stehen. Foto: f-dpa.
nach oben
Brennstoffzellen-Zug im Regelbetrieb eingesetzt
SWEG startet den Probebetrieb eines Brennstoffzellenzuges auf der Zollernalbbahn
Premiere in Baden-Württemberg soll dazu beitragen, den lokal emissionsfreien Zugverkehr weiterzuentwickeln
Lahr/Hechingen - Pressemitteilung der SWEG (12. Juli 2021)
Erstmals kommt in Baden-Württemberg ein mit Wasserstoff betriebener Zug im regulären Betrieb zum Einsatz – und zwar
von Mitte Juli 2021 an auf den Zollern-Alb-Bahnen. Verantwortlich dafür sind das baden-württembergische Verkehrsministerium,
der Fahrzeughersteller Alstom und die Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG).
Das Brennstoffzellenfahrzeug vom Typ Alstom Coradia iLint wird für die Dauer des Probebetriebs bis voraussichtlich
Ende Februar 2022 einen Zug aus der derzeitigen Dieselflotte der SWEG ersetzen.
Fahren wird er vor allem auf den Strecken Eyach – Hechingen beziehungsweise Hechingen – Gammertingen – Sigmaringen.
"Mit den Erfahrungen im Echtbetrieb können alternative Antriebe weiterentwickelt und ihre Marktreife verbessert werden,"
sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann am Rande der Eröffnungsfahrt für geladene Gäste und Medienvertreter,
die am Montag, 12. Juli 2021, von Hechingen nach Gammertingen und zurück führte. Minister Hermann weiter:
"Moderne Mobilität muss klimafreundlich sein. Daher hat das Land ein umfassendes Elektrifizierungskonzept für die Bahn erstellt.
Wo eine Elektrifizierung nicht möglich ist, sind Triebwagen mit Brennstoffzelle oder batterieelektrische Wagen die moderne Antwort auf Dieselloks.
Zwei gute Gründe warum wir neue Technologien fördern: Sie sind lokal emissionsfrei und die Triebwagen sind geräuscharm – ein Plus für die Anwohner."
"Gemeinsam mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg und der SWEG machen wir heute einen wichtigen Schritt für mehr nachhaltige Mobilität in der Region", sagte Müslüm Yakisan, Präsident von Alstom in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "In den vergangenen drei Jahren haben wir mit dem Coradia iLint umfangreiche Erfahrungen im regulären Linienbetrieb gesammelt, in Deutschland ebenso wie im europäischen Ausland. Jetzt freuen wir uns darauf, diese Erkenntnisse in den Probebetrieb auf den Zollern-Alb-Bahnen einzubringen und den Passagieren eine neue Art des Fahrkomforts zu ermöglichen – zuverlässig, geräuscharm und vor allem völlig emissionsfrei." Der SWEG-Vorstandsvorsitzende Tobias Harms sagte: "Die SWEG steht nicht nur für Qualität, sondern auch für Innovation. Insofern ist es folgerichtig, die SWEG als Landesgesellschaft mit der Durchführung dieses spannenden Projekts zu beauftragen. Wir stehen vor der Frage, wie künftig in Regionalnetzen lokal emissionsfreier Zugverkehr angeboten werden kann. Uns ist es wichtig zu erfahren, ob es fahrzeugseitige Alternativen zur klassischen Elektrifizierung des Schienenwegs gibt."
Wie alltagstauglich der Coradia iLint ist, muss er nun sowohl während warmer als auch kalter Jahreszeiten zeigen. Auch die anspruchsvolle Topografie der Schwäbischen Alb mit ihren Steigungen ist eine Herausforderung. Ein externer Sachverständiger wird das Projekt begleiten, um die Erkenntnisse zur Weiterentwicklung und zur betrieblichen Optimierung des Zuges nutzen zu können.
Verschiebung des Projektstarts um dreieinhalb Monate
Eigentlich war der Start des Probebetriebes bereits am 1. Mai 2021 geplant. Die Verschiebung auf Mitte Juli 2021 lag an Verzögerungen seitens des ursprünglich geplanten Lieferanten des Wasserstoffs. Mit Air Liquide wurde inzwischen aber ein alternativer Lieferant gefunden, der für das Projekt die Versorgung mit grünem Wasserstoff und die mobile Wasserstofftankstelle am Bahnhof Hechingen Landesbahn bereitstellt. "Aufgrund seiner Vielseitigkeit ist Wasserstoff ein Schlüsselelement für die Energie- und Verkehrswende", sagt Frédéric Minaud, Direktor Wasserstoffenergie für Zentraleuropa bei Air Liquide. "Wir sind stolz, mit unserem Know-how maßgeblich dazu beizutragen, dass Wasserstoffmobilität auf der Schiene Wirklichkeit wird."
So funktioniert die Technik
Der Coradia iLint von Alstom ermöglicht geräuscharme und komplett emissionsfreie Mobilität, denn er stößt nur Wasser, überwiegend in Form von Wasserdampf, aus. Er verfügt neben zwei Brennstoffzellen, die Wasserstoff und Sauerstoff zu Strom umwandeln, zusätzlich über Batterien, die die beim Bremsen entstehende Energie speichern. Mit dieser klimafreundlichen Technologie lassen sich Strecken, bei denen der Bau von Oberleitungen zu schwierig oder zu langwierig ist, noch umweltfreundlicher befahren. Ein vollgetankter Coradia iLint hat eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometern.
Die Vorgeschichte
Den Coradia iLint testete die SWEG bereits im Januar 2019 bei einer einmaligen Sonderfahrt von Offenburg nach Freudenstadt – es war der erste Einsatz dieses Zuges in Baden-Württemberg überhaupt. Zuvor hatten der Aufsichtsrat und der Vorstand der SWEG im Oktober 2018 eine Fahrt mit dem Fahrzeug in Niedersachsen unternommen, wo das Fahrzeug von den Eisenbahnen und Verkehrsbetrieben Elbe-Weser GmbH (evb) seit September 2018 im regulären Fahrgastbetrieb im Weser-Elbe-Netz betrieben wird.
Über das Unternehmen
Die SWEG ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Lahr/Schwarzwald, das in Baden-Württemberg und teilweise angrenzenden Gebieten Busverkehr im Stadt- und Überlandverkehr sowie Schienengüter- und Schienenpersonennahverkehr betreibt. Im Jahr 2018 ist die Verschmelzung der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) mit Sitz in Hechingen zur Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG vollzogen worden. Bei der SWEG arbeiten mehr als 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
|